Unbeschreiblich weiblich

*** Augenblicklich fühl’ ich mich

Unbeschreiblich weiblich!

 

Zitiert nach einer Künstlerin, die zu ihrer Zeit in Deutschland recht bekannt war. ***

 

 

Ich lese in der letzten Zeit viel über Algorithmen. Dabei scheint oftmals gar nicht geklärt zu sein, was so ein Algorithmus eigentlich ist.

Für mich ist ein Algorithmus eine Vorschrift, wie bestimmte Probleme schrittweise zu lösen sind.

 

Dazu muss klar sein:

a)    Was ist eigentlich das Problem bzw. das anzustrebende Ziel?

b)    Woran wird man positiv und definitiv erkennen, dass das Ziel erreicht ist?

c)    Was ist der Startpunkt bzw. die Ist-Situation?

d)    Was sind mögliche Schritte auf dem Weg zum Ziel bzw. zur Lösung?

 

Die Algorithmen, mit denen ich im alltäglichen Leben konfrontiert werde, haben offenbar oftmals zum Ziel, herauszufinden, wer ich eigentlich bin, und wie man mich zum Geldausgeben bewegen könnte.

 

Hehres Ziel.

Absolut nachvollziehbar.

Wer was verkaufen will, der sollte Klarheit darüber haben, wer sein Gegenüber ist, und welche Bedürfnisse, Ziele und Sehnsüchte ihn antreiben.

 

Aber wer bin ich?

Welche Bedürfnisse, Ziele und Sehnsüchte treiben mich an?

 

Die computergestützten Rechenprozesse, die in meinem Handy hinterlegt sind, geben sich sichtlich Mühe, das rauszukriegen:

Allenthalben bin ich, wenn ich mit meinem Handy ins Internet gehe, damit beschäftigt, irgendwelche Cookies anzunehmen oder abzulehnen, irgendwelche Haken zu setzen, dass ich Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien verstanden habe und akzeptiere.

 

Einschub

Das scheint mir sowieso einer der frustrierendsten Jobs dieses Planeten zu sein:

Juristisch wasserdichte Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien schreiben, die sowieso kein Mensch liest, und die in beinahe jedem Fall genervt weggeklickt werden.

Und dafür hat man dann jahrelang studiert!

Dafür hat man wochenlang an so einer Datennutzungsvereinbarung gesessen!

Einschub Ende

 

Wie auch immer:

Die Algorithmen fallen also wie die Mückenschwärme über mich her, wenn ich mit dem Handy ins Internet gehe, und sie versuchen, jeden Klick und jede Internetaktivität von mir zu deuten, zu bewerten und in verkaufsverwertbare Information umzuwandeln.

 

Dabei ist mir schon vor einiger Zeit aufgefallen, dass

a)    sich die Algorithmen ziemlich sicher und einig zu sein scheinen

b)    ich augenscheinlich ein ganz eigenartiges Wesen bin.

 

Denn was bekomme ich für Werbung (ihr wisst schon – dieser Nervkram, der trotz Adblocker allenthalben links und rechts hochpoppt, wenn man sich im Internet bewegt)?

 

Ich halte folgendes fest:

 

1

Ich bin weiblich

 

2

Ich habe die 50 überschritten.

 

3

Ich achte sehr auf mein Äußeres und bin ständig bestrebt, mich fit zu halten und mein Aussehen zu optimieren.

 

4

Ich spiele Golf. (Ihr wisst schon, dieses Rasenspiel, wo man mit metallenen Schlägern einen kleinen weißen Ball wuchtig durch die Gegend drischt, dass es nur so seine Art hat. „Pock!“ macht es dann jedesmal. Wenn es „Pock!“ gemacht hat, schaut man dem Ball lange, konzentriert und mit ausgesprochenem Kennerblick nach. Dabei verharrt man lange in einer eigentümlich verdrehten Körperhaltung und sieht ein bisschen aus wie eine menschliche Schraube. Wichtig dabei ist, dass man sich den Schläger weit über die eine Schulter hält. Wenn man damit fertig ist, dann packt man energisch und mit Kennermiene seine Schläger wieder ein und wandert kluges Zeug parlierend wacker durch die grüne Au. Das soll ein Sport sein. Habe ich mir jedenfalls sagen lassen).

 

5

Ich habe ein ordentliches Vermögen angehäuft, besitze Immobilien und habe einen gewissen Kunstverstand.

 

6

Ich bin intensiv auf der Suche nach einem neuen Partner – bevorzugt männlich.

 

7

Ich bin etwas unsicher, wie ich Männer auf mich aufmerksam machen kann, wie ich ihnen gefallen kann und vor allem - woran ich erkennen kann, ob sie sich wirklich für mich interessieren. (Denn das kennt man ja: Die interessieren sich nur für mein Geld und wollen nur mit mir ins Bett, diese Schweine – aber nicht mit mir!)

 

 

Woher wissen die Algorithmen das alles?

Keine Ahnung.

Das Handy, über das mit all diese Informationen zugespielt werden, nutze ich fast nur, um

a)    Nachrichten (also digitale Zeitungen und Zeitschriften) zu lesen,

b)    Mails und kurze Texte zu versenden und zu bekommen

c)    irgendwas nachzuschlagen (also als Lexikon)

d)    zu telefonieren (das aber eher selten)

e)    Schach zu spielen

 

Ich vermute mal, dass die Algorithmen das meiste aus den Zeitungs- und Zeitschriftenartikeln ziehen, die ich mir anschaue. Denn damit verbringe ich die weitaus meiste Zeit am Handy, wenn ich im Internet bin.

 

Mir ist aber absolut nicht bewusst, dass ich irgendwelche spezifischen Frauenthemen in diesen Artikeln präferiere. Da gibt’s immer wieder Artikel zu Frauenquote, Chancen von Frauen in Führungspositionen, Frauen als Unternehmerinnen, Frauen in der Spitzenpolitik etc. – Interessiert mich alles nicht. Schaue ich mir nicht an.

 

Dann gibt’s da den üblichen Gossip-Kram: Wer hat mit wem Schluss gemacht, wer hat Prinzessin Gertrudes Lieblingskröte lila angemalt (ausgemachte Sauerei sowas!), welche Geräusche macht es, wenn Herzen brechen und so weiter?

Interessiert mich alles nicht. Schaue ich mir nicht an.

 

 

Aber wie auch immer:

Ich lese häufig von der geradezu unheimlichen Treffsicherheit dieser Algorithmen, und dass wir allesamt unwahrscheinlich gläsern sind und die Internetkonzerne so ziemlich alles von uns wissen. Selbst die Dinge, die wir nicht von uns wissen, wissen die.

 

Deshalb will ich mich nicht weiter bemühen, mich zu tarnen und zu verstellen. Kommen wir also direkt und unverblümt zum Punkt:

 

Alleinstehende, vermögende Frau (Handicap 38) im besten Alter, mit Herzensbildung und Niveau sucht welterfahrenen (und sehr männlichen) Mann, der genug Lebenserfahrung hat, um bei der Verwaltung ihres ansehnlichen Vermögens und ihrer zahlreichen Immobilien hilfreich sein zu können. Er muss aber auch in ihr Herz blicken können und sich ihrer tiefen inneren Unsicherheit behutsam und zuverlässig annehmen können.

 

Spätere Heirat absolut nicht ausgeschlossen.

 

Zuschriften bitte nur mit Bild.

 

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Fischer (Sonntag, 22 Januar 2023)

    Danke Sie erhellen den Tag! Gut heut liegt Schnee, sei es drum. Algorithmen sind ziemlich dumm aber sehr komplex. Sobald Handys sich im WLAN (eigenes oder andere) koppeln, mehrere Geräte Zugriff auf ein Netzwerk haben, unterwegs in anderen Netzen oder über Bluetooth... Sind Sie froh keine Frau aus Fleisch und Blut zu sein. Gerade als Mutter die vielleicht unter den letzten Jahren für ihre Liebsten so manches Online erledigen musste. Soviel spezielle Vorzüge, übergroße Dinge... Eigentlich dachte ich die Schamesröte einst im Jugendlichen Alter hinter mir gelassen zu haben. Achtung hierbei, als Frau Unterwäsche bestellen, vielleicht noch BHs... Lassen Sie es. Es kommt zuviel nach, was Arbeit kostet zu entfernen. In irgendwelchen Ordnern, Cookies, Newsletter lassen.
    Es lohnt nicht!
    Eine gute Taktik ist, spezielle andere Dinge dann unterzumischen. Algorithmen sind manipulierbar, auch benutzbar zu positiven. Gezielte Einsetzung, um bestimmte Filterungen zu erreichen. Oder spezielles Vorhandensein in Konsummärkten von bestimmten Lebensmitteln und Co..
    Danke wie immer für Ihren Bloogbeitrag!
    MfG
    Fischer