Vorsicht Kunst

Wir sind kein Künstler. Nie gewesen. Wir haben auch gar nicht den Anspruch, einer zu sein oder zu werden. Uns fehlt es an Talent und an Antrieb. Wir sind aber auch kein Kunstkritiker oder sowas. Dafür haben wir viel zu wenig theoretische Kenntnisse über Kunst. Bei uns gibt’s tatsächlich nur zwei Arten von Kunst – „gefällt uns“ oder „gefällt uns nicht“. – Beziehungsweise „spricht uns an“ oder „spricht uns nicht an“.

 

Was in diesem Text jetzt kommt, ist also in keiner Weise fundiert, sondern allein unsere Sicht der Dinge.

 

Und natürlich darf jeder eine andere haben.

 

Worum geht’s?

 

Wir finden nicht die Kunst, die zu uns passt. Wir finden nicht die Kunst, die uns anspricht. Wir finden nicht die Kunst, die uns was sagt. Wir finden nicht die Kunst, die unsere Geschichte erzählt. Wir finden nicht die Kunst, die uns wirklich berührt.

 

Wozu soll Kunst gut sein?

Zu den frühesten Hinterlassenschaften, die wir von entwickelten Menschen kennen, gehören fraglos ihre Kunstwerke – Musikinstrumente, Schmuck, Höhlenmalereien …

Mit anderen Worten: Kunst gehört zum Menschen wie der Werkzeuggebrauch, Kleidung oder die Nutzung des Feuers. Ohne Kunst wäre der Mensch nicht Mensch. Und tatsächlich können wir uns ein Menschsein ohne Kunst – Bilder, Musik, Theater, Geschichten etc. überhaupt nicht vorstellen.

 

Kunst scheint hunderte Funktionen zu haben. Wer das mal googeln will – du wirst schier erschlagen von möglichen Funktionen von Kunst. Wir haben uns das angeguckt und festgestellt, dass das alles nichts für uns ist.

 

Also haben wir uns hingesetzt und überlegt, welche Funktion Kunst denn für uns haben muss, dass sie uns anspricht und interessiert.

 

Und hier ist das Ergebnis:

 

 

1

Wir wollen uns wiederfinden

a)    unsere Geschichte

b)    unsere Gefühle und die Abgründe in uns

c)    unsere Fragestellungen bzw. das, was uns bedrängt

d)    unsere Sehnsüchte

e)    etc.

 

2

Wir wollen Hinweise finden

a)    überraschende Perspektivwechsel

b)    mögliche Wege und Lösungen

c)    Was haben wir übersehen? Worauf müssen wir achten?

d)    etc.

 

3

Wir wollen den Eindruck haben, dass uns irgendwer versteht bzw. dass irgendwer nachvollziehen kann, wie’s in uns aussieht.

 

Wir haben in unserem bisherigen Leben, wenn wir von uns berichtet haben, geradezu tonnenweise „Ich auch!“ (im Sinne von „Mir geht’s genauso!“) und „Das kann ich so gut verstehen!“ geerntet und gesichtet.

 

Wir kamen bei der Sichtung dieser Ernte beinahe immer zum selben Ergebnis:

„Ich auch!“? - Nein, du nicht.

„Ich kann das so gut verstehen!“ - Nein, das kannst du nicht verstehen – nicht mal ansatzweise.

 

Es gibt Ausnahmen. Ganz wenige. Und die sind uns wirklich lieb und teuer. Ohne diese Menschen in unserem Leben wären wir wirklich völlig alleine und verloren auf diesem Planeten.

 

Um zu verstehen, wie’s in uns aussieht, musst du dort gewesen sein, wo wir waren.

Um zu fühlen, was wir fühlen, muss dir zugestoßen sein, was uns zugestoßen ist.

 

Für jeden, der das hier liest gilt:

Das, was du erlebt hast, ist schwerwiegend, wirklich schwerwiegend - ohne jede Frage. Aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit warst du nicht dort, wo wir waren.

 

Das bedeutet also nicht, dass es uns schlechter geht als dir (vermutlich ist sogar das Gegenteil richtig) oder dass das, was du erlebt hast, nicht die absolute Katastrophe war. Überhaupt nicht. Nur – wir sind sehr wahrscheinlich woanders als du. Ganz woanders.

 

Immer wieder sagen wir dazu:

„Wo ich hingehe, da kannst du nicht hingehen.“

 

Einer der ganz wenigen Menschen, der uns ähnelt, schrieb uns mal, ohne dass wir ihm irgendwas erklären mussten:

„Wer da war, dem brauche ich nichts zu erklären. Wer nicht da war, dem kann ich’s nicht erklären.“

 

 

Und jetzt zurück zur Kunst.

Was finden wir da?

 

1a

Unsere Geschichte

Wir haben noch nie erlebt, dass irgendwo in der Kunst unsere Geschichte erzählt wurde. Hier und da war das mal in Ansätzen. Aber wirklich nur in Ansätzen.

 

1b

Unsere Gefühle und die Abgründe in uns

Nichts. Gar nichts. Nix. Nada. Empty. Leere. Die Kunst, die wir kennen, kommt nicht mal in die Nähe unserer Gefühle und Abgründe.

 

1c

Unsere Fragestellungen, das, was uns bedrängt.

Nix

 

1d

Unsere Sehnsüchte

Nix

 

 

2a

Überraschende Perspektivwechsel

Da kennen wir etliche Beispiele, wo die Kunst uns lehrt, real zu sein.

 

2b

Mögliche Wege und Lösungen

Nix

 

2c

Was haben wir übersehen? Worauf müssen wir achten?

Wir können nicht erinnern, dass uns Kunst bei diesem Aspekt irgendwann mal hilfreich war.

 

 

3

Wir finden in der Kunst, dass uns jemand versteht.

Dieser Punkt liegt uns bei der Kunst ganz besonders am Herzen. Aber trotz jahrzehntelanger Suche – wir finden nichts, nichts, nichts, nichts. Was immer die Künstler, deren Werke wir wahrnehmen, antreibt … sie scheinen nicht zu sein wie wir. Sie waren nicht dort, wo wir waren. Wir fühlen uns wirklich in keinerlei Weise verstanden.

Tanz, Musik, Malerei, Architektur, Dichtkunst, Literatur etc. etc. – nichts, nichts, nichts.

 

Was tun?

 

Wir sind kein Künstler. Nie gewesen. Wir wollen auch keiner sein. Uns fehlt es eindeutig an Talent und an Antrieb.

Dennoch haben wir in der Vergangenheit immer wieder versucht, mit Mitteln der Kunst nach außen mitzuteilen, wie es in uns aussieht. Das meiste davon ist uns heute fürchterlich peinlich, und wir sind heilfroh, dass sich nie ein Verlag fand, der unsere Bücher veröffentlicht hätte. Und dass sich nie jemand für unsere Bilder interessierte.

 

Jetzt sind wir aber von Menschen, die Bilder von uns kennen, immer wieder gebeten worden, unsere Bilder an dieser Stelle öffentlich zu machen. Wir haben uns ganz lange gesträubt:

„Wer wird sowas sehen wollen?“ und

„Das ist so schlecht, was wir da zeichnen. Das ist voller handwerklicher Fehler.“

 

Wir sind kein Künstler. Nie gewesen. Doch auf unserem Schreibtisch stapeln sich die Bilder – weit über hundert. Aber wen sollte das interessieren?

Wir ließen uns schließlich überzeugen dadurch, dass

a)    die Menschen, die diese Bilder gesehen haben, wirklich von ihnen berührt waren.

b)    die wenigen, die da waren, wo wir waren, sofort verstanden, worum es in diesen Bildern ging.

c)    wir Rückmeldungen bekamen, die so zutreffend waren, dass wir innerlich beinahe versteinerten: „Scheiße! Das kann man also alles sehen?!“

 

 

Wir müssen diese Bilder noch vernünftig digitalisieren. Bislang haben wir sie nur abfotografiert, doch dabei gehen uns zu viele Nuancen verloren. Aber irgendwann in den nächsten Monaten wird das hier an dieser Stelle losgehen:

Bilder von uns.

Viele Bilder.

So, wie wir das planen, wird es dann zu jedem Bild einen kurzen Erklärtext geben.

 

Und wenn ein Bild tatsächlich mehr sagt als tausend Worte, dann ersetzt so ein Bild locker einen ganzen Blogtext. Bis hierhin sind es in diesem Text laut Statuszeile unseres Schreibprogramms exakt 1068 Wörter.

 

 

Wir sind kein Künstler. Nie gewesen. Wir haben auch gar nicht den Anspruch – uns fehlt es eindeutig an Talent und an Antrieb.

Also beginnt es hier in ein paar Monaten nicht mit Kunst, keine Sorge.

Aber es beginnt mit Ausdruck. Denn ganz offenbar drücken diese Bilder irgendwas aus.

 

Keine Ahnung, ob das was für euch ist.

 

Aber wir haben beschlossen, das einfach mal auszuprobieren und zu versuchen.

 

Also:

Vorsicht Ausdruck.

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