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Knattsch!

Ich wohnte damals mit meiner kleinen Familie in einem kleinen Haus am Rand eines kleinen Dorfes im großen Odenwald. Vater, Mutter, Kind. Manchmal war das idyllisch. Meine ältere Tochter war damals etwas über ein Jahr alt.

 

Wenn ich von der Arbeit nach Hause kam, dann begann für sie das Leben. Oft stand ihre Mutter mit ihr auf dem Arm an der Haustür, um auf mich zu warten. Sobald meine Tochter mich kommen sah, strampelte sie vor Freude mit allem, was sie hatte und streckte ihre Arme nach mir aus. Ich nahm sie mir, ging mit ihr ins Haus, zog mich um, und dann ging’s los.

 

Meine Tochter liebte Tiere über alles. Im Dorf gab es drei Vollerwerbslandwirte mit Viehhaltung. Die kannten uns schon. Meine Tochter war bei allen beliebt und durfte sich auf den Höfen (auf meinem Arm) so ziemlich alles angucken. Deshalb fuhren wir fast immer zu den Tieren, wenn ich von der Arbeit nach Hause gekommen war. Sie fütterte mit Begeisterung die Ziegen, wollte immer gucken, wo die kleinen Vögel in den Brutkästen waren und freute sich riesig über jeden Hund und jede Katze, der sie begegnete.

 

„Kind, willst du heute wieder die Babykuh angucken?“ fragte ich sie.

Sie nickte heftig.

Ich trug sie runter zum Auto und stellte sie neben die Fahrertür auf die Straße. Dann setzte ich mich auf den Fahrersitz, griff nach ihr und setzte sie auf meinen Schoß.

Klack! – Tür zugemacht und dann ging’s los. Die Leute im Dorf kannten das schon: Hier kam wieder der Vater mit seiner kleinen Tochter auf dem Schoß, der langsam durch die Felder fuhr.

Ich kurbelte das Fenster runter (ja, damals kurbelte man noch!), meine Tochter steckte den Kopf hinaus und schrie:

„Wind!“

 

Am Hof angekommen, trug ich sie schweigend von Stall zu Stall. Sie patschte den Kälbern auf die Nase, zog an ihren Ohren und redete mit ihnen. Die Kälber kannten das schon: Hier kam wieder dieser hünenhafte Mann mit dem Kind auf dem Arm, das mit den Tieren redete. Meine Tochter beschäftigte sich sehr ausdauernd mit den Tieren und erzählte ihnen ziemlich viel. Irgendwann bekam sie dann Hunger und wir fuhren wieder heim.

 

Aber es ging nicht immer zu den Höfen mit Viehhaltung.

„Hast du mal wieder Katzenfutter geklaut?“ fragte ich meine Tochter manchmal, wenn ich von der Arbeit heimkam.

Sie grinste dann nur in sich hinein. Neben unserer Haustür hatten wir immer ein Schälchen mit Trockenfutter für die Katze des Nachbarn hingestellt. Davon nahm sich meine Tochter gerne das eine oder andere Händchen voll. Sie hatte vielfältige Verwendung dafür.

„Willst du wieder zu deiner Freundin?“ fragte ich meine Tochter.

Sie nickte.

„Dann lass uns gehen.“

 

Ihre Freundin, das war die alt werdende Hündin Asta auf dem Hof direkt neben unserem Haus. Asta und meine Tochter hatten innige Freundschaft geschlossen, nur wenige Tage, nachdem wir dorthin gezogen waren. Und jetzt wartete Asta immer auf meine Tochter. Sie steckte ihre Nase unter dem geschlossenen Hoftor durch, wenn sie ihre Schritte hörte und freute sich.

Meine Tochter hockte sich dann direkt vor diese Hundeschnauze und verfütterte stückchenweise das Katzenfutter. Manchmal fiel ein Stück Katzenfutter neben Astas Schnauze auf den Asphalt, und sie versuchte, mit ihrer langen Hundezunge danach zu angeln. Meine Tochter nahm es dann nochmal auf und steckte es ihr direkt in die Schnauze. Zwischen all diese scharfen, weißen Zähne.

Wenn die Fütterei durch war, blieb meine Tochter dann immer noch eine Weile da hocken, patsche Asta auf die Nase und unterhielt sich mit ihr. Manchmal steckte sie ihr dabei den Zeigefinger ganz tief in die Nase und drehte ihn um. Das tat Asta sichtlich weh, aber sie hat nie dagegen protestiert.

 

Dass derlei Verhalten auch Gefahren mit sich bringt, dürfte jedem klar sein. Deshalb passte ich immer sehr gut auf meine Tochter auf. Wenn wir auf den Höfen waren, war sie immer in meiner unmittelbaren Reichweite. Immer hatte ich ein Auge auf sie. Aber als es dann doch zu einem Unfall kam, traf mich das völlig unvorbereitet. Nie hatte ich von dergleichen gehört, deshalb hatte ich auch keinerlei Vorkehrungen getroffen.

 

Davon will ich heute schreiben.

 

Auf einem Hof, auf dem wir nur selten waren, gab es seit einiger Zeit Babyschweine. Das war mal was neues für meine Tochter, deshalb gingen wir da immer wieder hin. Dass es direkt neben den Babyschweinen auch vier oder fünf Babykühe gab, machte die Sache für sie perfekt. Denn den Babyschweinen durfte sie nicht auf die Nase patschen, die durfte sie auch nicht an den Ohren ziehen.

 

Nachdem wir also ausgiebig Babyschweine geguckt hatten, gingen wir rüber zu den Babykühen. Die kannten uns schon. Der Bauer kam dazu und machte irgendwas an den Gitterstäben der einzelnen Boxen. Als er damit fertig war, kamen wir ins Gespräch. Da ich mich mit Viehhaltung nicht auskannte, hatte ich sehr viele Fragen, und er gab bereitwillig Auskunft. So hielt ich meine Tochter auf dem linken Arm. Sie war gerade dabei, mit den Ohren eines Kalbes zu spielen. Das Kalb saugte vergnügt an meiner rechten Hand und schlabberte alles voll. Je tiefer es meine Hand einsaugen konnte, desto mehr nuckelte es. Es liebte es, mit seinen zahnlosen Kiefern auf meinen Fingern rumzulutschen. Und ich unterhielt mich mit diesem Landwirt.

 

Es wurde ein längeres Gespräch, denn ich hatte viele Fragen. Meine Tochter zeigte keinerlei Zeichen von Ungeduld und ging völlig in ihrer Beschäftigung auf. Und das Kalb ging auch voll in seiner Beschäftigung auf – es nuckelte deutlich heftiger und begieriger an meiner rechten Hand als sonst.

 

Und dann machte es plötzlich

„Knattsch!“

Laut und vernehmlich.

Ich hörte zuerst nur dieses Geräusch. Wie in Zeitlupe. Natürlich begriff ich sofort, worum es ging. Aber da war zuerst mal nur dieses Geräusch. Gleichzeitig hatte ich einen harten Schlag auf meine rechte Hand bekommen. Instinktiv zog ich meine Hand aus dem Maul des Kalbes und schaute mir an, was da war.

Das sah nicht gut aus.

Aus meinem rechten Zeigefinger blutete es wie aus einem ganz leicht eingestellten Wasserhahn. Mein Fingernagel war ein Tausend-Teile-Puzzle. Und man konnte ein Stück Knochen sehen.

Ich schaute den Bauern verdutzt an.

„Ich dachte, so ein Kalb hat keine Zähne.“

„Ja, nur ganz hinten zwei Backenzähne auf jeder Seite. Wussten Sie das nicht?“

Der Landwirt war sichtlich erstaunt – sowas wusste doch jeder!

Ich war auch sichtlich erstaunt.

„Nein“, gab ich zu. „Das wusste ich nicht.“

Aus dem Blick des Bauern las ich, dass die Leute, die aus der Stadt auf’s Dorf ziehen auch nicht alles wissen und manchmal viel Lehrgeld bezahlen müssen. (Redewendung).

 

Meine Tochter hatte aufgehört, sich mit dem Kalb zu beschäftigen. Papas Finger blutete. Das fand sie viel spannender. Das wollte sie genau sehen. Ich schaute mir das an, meine Tochter schaute sich das an. Der Bauer ging zur nächsten Box, um dort weiter zu arbeiten. Das Kalb wirkte sehr enttäuscht und wollte was zum Nuckeln haben. Aber damit konnte ich im Moment nicht dienen.

 

Die Blutung ließ schnell wieder nach. Aber der Finger war von anderer Form und anderer Farbe als ich das kannte. Und ich machte mir Sorgen wegen der Schmerzen, die demnächst kommen würden. Nach allem, was ich sehen konnte, hatte das Kalb nichts abgebissen, sondern den Finger nur zerquetscht. Tastversuche ergaben, dass der Knochen offenbar nicht beschädigt war. Meine Tochter fand das sehr spannend und wollte auch mal. Aber das ließ ich lieber sein.

 

Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, mit so einer offenen Wunde im Viehstall herumzustehen. Also gingen wir wieder nach Hause. Da der Hof nicht so weit weg war, waren wir zu Fuß gekommen, und ich hatte auf dem Rückweg Zeit, mir Gedanken zu machen. Das musste jetzt sicher desinfiziert werden. Aber wie sollte ich das machen? Einfach Spiritus drüber gießen? Das würde sicher ziemlich weh tun. Der Finger tat nicht weiter weh, aber es pulsierte und pochte stark in ihm. Ich verlor immer noch Blut, und wenn ich mir den Finger anschaute, fühlte ich mich nicht besonders wohl. Er war jetzt bedeutend breiter als ich das kannte, und obwohl die Wunde allmählich zuschwoll und man den Knochen nicht mehr sehen konnte, sah das doch recht übel aus. Der Fingernagel hing in Fetzen in der Gegend rum.

 

Daheim angekommen stellte ich meine Tochter wieder auf den Boden. Sie sauste direkt zu ihrem Essplatz. Sie hatte Hunger. Die Frau, mit der ich de jure verheiratet bin, kam um die Ecke. Ich fragte sie nach unserem Brennspiritus – ich hatte keine Ahnung, wo der nach dem Umzug hingekommen war. Die Frau, mit der ich de jure verheiratet bin, wollte wissen, wofür ich den brauchte, und ich zeigte ihr den Finger.

 

Sie ging in den Drama-Modus und stimmte lautes Wehklagen an. Dann wollte sie über alles informiert werden. Dann verfügte sie, dass ich jetzt sofort ins Krankenhaus müsste. Das konnte ich nicht so recht einsehen. Es war nichts weiter passiert – ein Kalb hatte mich gebissen, und das würde sicher wieder heilen. Man musste nur dafür sorgen, dass sich das nicht infizierte und entzündete. Meine Tochter kam eilends von ihrem Sitz runtergerutscht und redete in ihrer Sprache auch noch auf mich ein – Krankenhaus: Das klang nun ganz besonders spannend. Ich sollte unbedingt da hin. Sie wollte natürlich mit.

 

Die Frau, mit der ich den jure verheiratet bin, fuhr mich ins Krankenhaus. Das war in der nächsten Kreisstadt – etliche Kilometer entfernt. Meine Tochter saß hinten in ihrem Kindersitz und brabbelte aufgeregt vor sich hin. Die Frau, mit der ich de jure verheiratet bin, fuhr und machte mir allerlei Vorwürfe, warum ich nicht direkt vom Hof ins Krankenhaus gefahren wäre. Ich saß schweigend auf dem Beifahrersitz, horchte in meinen Finger hinein und fühlte mich ziemlich müde. Es war ein sehr langer Arbeitstag gewesen, und eigentlich hatte ich für jetzt was ganz anderes vorgehabt.  

 

In der Notaufnahme saßen zwei junge Ärzte, die sich gerade über ihre Pizza hermachten. Wir hatten den Pizzalieferanten noch vom Hof fahren sehen. Als sie uns drei reinkommen sahen, machten sie ein säuerliches Gesicht und legten Messer und Gabel wieder weg.

„Kalte Pizza schmeckt toll“, sagte einer von ihnen.

 

Ich sollte auf einer Liege Platz nehmen. Einer der Ärzte begutachtete meinen Finger, der andere futterte weiter seine Pizza. Die Frau, mit der ich de jure verheiratet bin und meine Tochter mussten so lange im Wartezimmer Platz nehmen.

„Wie ist denn das passiert?!“ wollte der Arzt wissen. Sowas hatte er offenbar noch nie gesehen. „Sind Sie mit dem Finger in den Häcksler gekommen?“

„Ein Kalb hat mich gebissen“, informierte ich ihn.

„Was?!!“

„Ein Kalb hat mich gebissen.“

Und dann skizzierte ich mit wenigen Worten, was passiert war. Der Arzt lachte so sehr, dass er sich auf einen Stuhl setzen musste. Das lockte den anderen hinter seiner Pizza hervor. Er steckte den Kopf zu uns herein:

„Was?“ begehrte er zu wissen.

Sein Kollege zeigte nur lachend auf mich.

Der Arzt schaute mich an:

„Was?“

Ich setze ihn ins Bild.

Er reagierte ähnlich wie sein Kollege.

 

Dann gab es Spritzen und Gelächter und gute Ratschläge und irgendeine Desinfektionsflüssigkeit und irgendein seltsames Klammerpflaster für diese klaffende Wunde und einen ganz eigentümlichen Verband für meinen Finger, und es gab - Gelächter. Nach zwanzig Minuten war die ganze Sache durch. Die Frau, mit der ich de jure verheiratet bin, fuhr uns wieder nach Hause:

„Die haben mir erzählt, dass sie sowas noch nie erlebt haben“, informierte sie mich. „Dass mal hin und wieder einer vom Traktor fällt, kommt vor, und dass mal jemand in eine landwirtschaftliche Maschine gerät ….“

Ich begutachtete schweigend meinen eingepackten Zeigefinger. Sah recht imposant aus. Es pochte ziemlich in dem Finger, aber die Schmerzen waren ganz ok.

Meine Tochter saß hinten in ihrem Kindersitz und schlief.

 

Am nächsten Tag bei der Arbeit umschwebten mich meine NT-Kollegen natürlich wie die Geier: So ein Verband war für sie vor allem eins - Gesprächsstoff. Sie wollten alles wissen.

Nachdem ich am Vortag aber so interessante Reaktionen im Krankenhaus erlebt hatte, wollte ich die NTs erst mal nicht mit der Wahrheit überfordern.

„Hab‘ versucht, mit Messer und Gabel zu essen“, sagte ich dem ersten Kollegen, der seinen Kopf zu mir ins Büro steckte. Der schwirrte beleidigt ab. Minuten später kam der nächste:

„Herr Stiller, ich habe gehört …“

Ich hielt meinen verbundenen Finger hoch, so dass er ihn gut sehen konnte:

„Hab‘ zu heftig in der Nase gebohrt.“

Auch er zog unverrichteter Dinge wieder ab.

Aber sie kamen, und sie wurden nicht weniger.

„Klopapier war alle, und ich musste mir irgendwie behelfen.“

„Hab‘ meine Frau verdroschen.“

„Aliens haben mich entführt. Keine Ahnung, was das hier ist. Ich bin heute Morgen so aufgewacht. Ich erinnere mich an nichts mehr.“

„Der Inlandsgeheimdienst hat mir eine Sendeanlage implantiert. Ich soll demnächst sehr gefährliche Missionen in China übernehmen.“

Einen nach dem anderen fertigte ich ab. Aber sie ließen nicht locker.

„Ein Versuch vom TÜV in Zusammenarbeit mit dem ADAC: Dieser Finger leuchtet im Dunkeln. Das soll die Unfallgefahr bei Fahrradfahrern in der Nacht senken.“

„Ich bin Organspender.“

„Ich war bei der Weltmeisterschaft im Fingerhakeln in Oberstdorf. Ich bin ganz knapp Zweiter geworden.“

So verging der Vormittag.

 

Beim Mittagessen in der Kantine war mein Vorgesetzter unter denen, die wissen wollten, was passiert war. Mit dem verstand ich mich nicht. Niemand verstand sich mit ihm. Aber ich konnte ihm keinesfalls irgendwelchen Mist erzählen. Das hätte eine Abmahnung gegeben. Also erzählte ich ihm die Wahrheit.

Wie sich herausstellte, war das ein Fehler.

Zum einen las ich es ganz groß und deutlich in seinem Gesicht:

„Wer sich von einem Kalb beißen lässt, ist für seinen Job definitiv nicht geeignet! Ich werde Sie schon irgendwie loswerden!“

Und zum anderen …

… als ich wieder in mein Büro kam, fing das Telefon an zu klingeln. Und schon nach kurzer Zeit merkte ich, dass diese Nachricht: „Stiller von Kalb gebissen!“ weniger als zwanzig Minuten gebraucht hatte, um sich in ganz Deutschland zu verbreiten. Aus allen Niederlassungen riefen sie mich an.

„Hören Sie mal, Herr Stiller, ich hab‘ da gehört …“

Ja (Seufzer), so sind die NTs.

Ich arbeitete weiter und fragte mich, wann die ersten Anrufe aus dem Ausland eintreffen würden. Der Konzern, in dem ich damals arbeitete, war sehr groß.

 

Die Wunde heilte rasch. Aber dann fielen mir nach und nach die Reste meines Fingernagels entgegen. Die waren getrocknet und fingen jetzt an zu verschrumpeln und abzufallen. Immer, wenn ich den Verband wechselte, konnte ich mehr vom Nagelbett sehen. Das war auch ganz interessant. Ich studierte das mit Hingabe. Aber dabei stellte ich auch fest, dass so ein Nagelbett, wenn es nicht vom Fingernagel geschützt ist, mindestens so empfindlich ist wie ein abgebrochener Zahn. Schon ein leichter Windhauch auf diesem Nagelbett konnte sehr unangenehme Gefühle auslösen.

Ich besprach das mit meinem Arzt.

„Kleb‘ ein Pflaster drauf“, sagte er mir.

„Will ich nicht. Da war jetzt wochenlang ein Verband drauf. Ich will nicht mehr, dass da was draufgeklebt wird.“

„Dann nimm Nagellack.“

 

Das war mal ein Wort!

Auf die Idee war ich noch überhaupt nicht gekommen. Meine Kleinen in mir waren total elektrisiert. Noch am gleichen Tag fuhren wir (meine Kleinen und ich) in die nächste Kreisstadt (die mit dem Krankenhaus) und gingen in die größte Drogerie vor Ort. Und da gab es Nagellack! In buchstäblich hunderten von Farbnuancen. Es war buchstäblich alles dabei: Farben, Farben, Farben.

Meine Kleinen suchten sehr lange rum, aber dann entschieden wir uns für ein wunderschönes dunkles Nachtblau. Damit lackierte ich das Nagelbett meines Zeigefingers. Und siehe da! Es tat nicht mehr weh und fühlte sich auch nicht unangenehm an. Klasse!

 

Als mein Vorgesetzter das sah, war er schier entsetzt. Ich sah es überdeutlich in seinem Gesicht:

„Jetzt.Haben.Sie.Den.Bogen.Überspannt! Sie werde ich los!!“

Ich wusste nicht, was er hatte. Ich schaute auf meinen Finger und fand die Farbwahl meiner Kleinen sehr gelungen.

Viele Kollegen schauten mich sehr merkwürdig an, als sie den blauen Fingernagel sahen. Sie waren ja gewohnt, dass ich mit zwei verschiedenfarbigen Schuhen Großveranstaltungen moderierte und Strategietagungen leitete. Aber jetzt auch noch ein blauer Fingernagel?

 

Ich verstand sie nicht. Aber es interessierte mich auch nicht.

Ich fand das Blau schön, und ich spürte, dass es meinem Finger damit gut ging und dass er gut heilte.

 

Aber natürlich fing mein Vorgesetzter an, mich schwerst zu mobben. Das ging ein paar Jahre so.

Ich bin siegreich aus diesem Kampf hervorgegangen. Er nicht.

 

Aber das ist eine andere Geschichte, und die soll ein anderes Mal erzählt werden. Jetzt betrachte ich die lange Narbe auf meinem Finger und denke an das schöne Blau, das ich damals gefunden habe und freue mich daran.

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